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2010/08/01

Forschung in Dürbheim - Interview mit Prof. Dr. Bruno Burger vom Fraunhofer ISE - Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg

Der Energiepark in Dürbheim gedeiht und auch die Forscher des Frauhofer ISE - Institut für Solare Energiesysteme sitzen in den Startlöchern. Alle gemeinsam,
die Energiepark Dürbheim GmbH, die Frauhofer ISE und die Gemeinde Dürbheim
haben das Ziel, die Erzeugung, Nutzung und Speicherung Solarer Energie zu verbessern
und zu optimieren. Unsere regionale Zeitung, der Heuberger Bote hat mit Herrn Prof. Dr. Bruno Burger ein Interview zum Thema geführt.

Forscher haben energieautarke Region im Blick

(Spaichingen/sz) Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg forscht demnächst im Energiepark in Dürbheim. Bei der Aufstellung der Solaranlage auf dem Gelände der Erddeponie Spaichingen ist aber nicht die in Dürbheim aktive Firma zum Zuge gekommen. Wir befragten Prof. Dr. Bruno Burger zu seiner Arbeit.


Von Regina Braungart

Herr Professor Burger, noch haben Sie nicht angefangen, in Dürbheim auf dem Energieparkgelände zu forschen. Wenn es losgeht, wie gehen Sie vor?

Los geht's wenn die Anlage fertig ist. Wir machen vor allem Wechselrichtertests. Sie wandeln den von den Solarmodulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um und sollten einen hohen Wirkungsgrad besitzen. Hier am Institut haben wir nur eine kleine Anlage, an der wir Wechselrichter testen können, aber in Dürbheim stehen uns fünf Megawatt zur Verfügung. Uns geht es vor allem darum, die Effizienz großer Anlagen zu verbessern.

Warum haben Sie sich mit der Firma BES in Dürbheim zusammen getan?


Wir dürfen dort so gut wie alles machen. Die Firma BES stellt uns eine Halle zur Verfügung, installiert einen Bürocontainer und stellt Internet- und Netzanschlüsse zur Verfügung.

Sie hatten in der Spaichinger Ratssitzung auch von Speichermöglichkeiten oder auch einer "Stromtankstelle" für Autos gesprochen, was planen sie da?

Wir sind mit dem Umweltministerium im Kontakt und versuchen, hier ein gefördertes Projekt "energieautarke Region" ins Leben zu rufen. In der zur Verfügung stehenden Halle wollen wir u.a. einen großen Batteriespeicher aufstellen.

Sie sagten auch, Sie wollten die Netze erforschen. Was heißt das?

Die Netze müssen den Strom aus erneuerbaren Energiequellen aufnehmen. Und die Produktion hat ein so großes Wachstum, dass wir frühzeitig schauen müssen, wie wir die Netze zukünftig regeln und ausbauen. Mit Batterien können wir den Solarstrom tagsüber speichern und abends ins Netz einspeisen.

Sie haben mehrere Quellen im Auge?

Windenergie und Photovoltaik sind nicht steuerbar, Biogasanlagen schon. Wir wollen die Stromerzeugung möglichst an den Verbrauch anpassen. Man kann das tun indem man den Verbrauch steuert, man kann es aber auch tun, indem man die Erzeugung mit Biogasanlagen steuert.

Dann dienen die Biogasanlagen in diesem System als Puffer?

Ja, ebenso wie die Batterien zum Beispiel.

Die Solarmodule in Dürbheim werden von Sikla-Befestigungssystemen gehalten. Es gibt viele Firmen im automotiven Bereich. Die Firma Gruner aus Wehingen ist Weltmarktführer im Bereich der Hochstromrelais für Smart Grids, also intelligente Netze, der regionale Gedanke scheint ausbaufähig. Oder hat das nichts mit ihrer Forschung zu tun?

Doch, man kann die Netze entlasten, indem verschiedene Verbraucher dann abgeschalten werden, wenn zu hoher Strombedarf ist, aber damit kriegen wir nur vielleicht zehn oder 20 Prozent hin. Das alleine reicht einfach nicht aus.

Sie sind aus Hüfingen, unsere Region gilt ja nun nicht gerade als besonders den alternativen Energien zugewandt?

Das stimmt doch gar nicht! Ich war positiv überrascht. Der Kontakt nach Dürbheim kam durch Bürgermeister Pradel zustande, der für das Projekt Energiepark einen wissenschaftlichen Partner suchte.

Wollen Sie die Spaichinger Anlage in Ihr Projekt einbinden?

Wir suchen uns Gemeinden in dieser Region, die möglichst genauso viel Energie erzeugen wie verbrauchen. Bei Dürbheim wird das definitiv der Fall sein. Dann gibt es in Renquishausen Fotovoltaik, Windkraft und Biomasse, in Bärenthal Wasserkraft und auch in Fridingen. Wir müssen mal schauen, was es gibt und dann Gespräche führen. Ich habe gelesen, dass es im Landkreis Tuttlingen 28 Biogasanlagen gibt, davon sind sicher einige in der von uns geplanten Region und auch als Partner geeignet. In Spaichingen bezweifle ich, dass wir hier genauso viel Erzeugung wie Verbrauch haben, weswegen uns Spaichingen eventuell die Energiebilanz ins Negative ziehen könnte. Aber ich habe mir sagen lassen, dass es eine sehr rege Gruppe gibt, die zum Beispiel auch die Energiemessen veranstaltet. Vielleicht kann man da den Kontakt aufnehmen und die Möglichkeiten diskutieren.
Könnten Sie sich vorstellen, auch mit der vom Spaichinger Gemeinderat favorisierten Firma SAG zusammen zu arbeiten?

Es hängt davon ab, welche Verträge man mit ihr schließen könnte. Die Firma BES ist schon sehr innovativ und gewährt uns weitreichende Befugnisse.


Prof. Dr. Bruno Burger Fraunhofer ISE


Quelle: Heuberger Bote 30.07.2010 - http://www.heuberger-bote.de/ - die Zeitung für die Raumschaft Spaichingen und Umgebung

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