Bürgermeister, Professor, Ingenieur - sie alle haben sich am vergangenen Wochenende über die Chancen autarker Energieversorgung im Bereich Elektrizität und Wärme im Kloster Heiligkreuztal ausgetauscht. Neben dem Kennen lernen, Ideen austauschen waren sich alle einig, dieses Potential, das aus dem Ländlichen Raum kommt, muss dringend vernetzt werden.
Nachfolgend die Pressemeldung zur Tagung:
„Machts euch auf den Weg!“
Verband Katholisches Landvolk organisierte Informations- und Erfahrungsaustauch für Bürgermeister, Ortsvorsteher und Umweltinteressierte aus Dörfern und Gemeinden
Dürbheims Bürgermeister Alfred Pradel stellt den Energiepark Dürbheim vor
„Als Christen können wir nicht so weiterleben, als seien wir die letzte Generation auf Erden“. Das sagte Ordinariatsrat Dr. Joachim Drumm in seinem Impulsreferat zum Klimaschutz vor Ort aus kirchlicher Sicht bei der Tagung „Energiedörfer“ des Verbandes Katholisches Landvolk (VKL) am vergangenen Samstag in Kloster Heiligkreuztal bei Riedlungen. Zu dem Informations- und Erfahrungsaustausch waren rund 50 Teilnehmer, darunter zahlreiche Bürgermeister und Ortsvorsteher, gekommen. Der VKL hat die Tagung in Kooperation mit der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg, der Katholischen Landvolkbewegung Freiburg, und den Dekanaten Biberach und Saulgau der Katholischen Erwachsenbildung durchgeführt.
Professor Dr. Klaus Pfeilsticker vom Institut für Umweltphysik in Heidelberg untermauerte die Dringlichkeit zum Handeln in Sachen Klimaschutz mit Zahlen und Fakten. „Die sauberste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen“, brachte Pfeilsticker die Tatsache auf den Punkt, dass es erstens darum gehen muss Energie einzusparen zweitens darum, den Wirkungsgrad zu verbessern. So sollte beispielsweise bei Neubauten nichts anderes als ein „drei-Liter-Haus in die Tüte kommen“. Biogasanlagen müssten so installiert werden, dass ein Großverbraucher unmittelbar nachgeschaltet sei, forderte der agile Professor. „Es ist nicht vertretbar, dass wir erzeugte Energie ungenutzt verpuffen lassen“, so Professor Pfeilsticker und fordert effizientere Stromnetze und bessere Speichermedien für produzierten Strom. „Wir haben weder eine andere Wahl, noch dürfen wir noch warten. Also: Machts euch auf den Weg“, ermunterte Pfeilsticker die Anwesenden.
Am Nachmittag ging es darum, Beispiele und Initiativen von Gemeinden und Orten zu präsentieren, die bereits mittendrin sind, Energiedörfer zu sein oder zu werden. Dabei ging es vor allem darum, wie Städte und Gemeinden das Thema Klimaschutz vor Ort auf ihre eigene Weise umsetzen. So beschrieb der der Bürgermeister von Wilpoldsried, Arno Zengerle seine Vorgehensweise so: „Unser Einstieg in dieses Thema war eher chaotisch. Wir haben einfach den ständigen ´Ideenschluckauf´ unserer Gremien geprüft und vieles davon umgesetzt.“ Einfach, genial und effektiv war dabei die Unterstützung der Bürger beim Austausch ineffektiver Heizungspumpen. „Davon haben alle profitiert“, so Zengerle. Stromverbrauch und CO2 – Ausstoß wurden erheblich gesenkt, die Handwerker haben verdient und die Investition der Bürger hat sich nach zwei Jahren gerechnet. Darauf folgten weitere Projekte, wie die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude oder der Einstieg in Fotovoltaik und Windenergie. Heute sorgt Wilpoldsried durch sein energiepolitisches Image, kurz umschrieben mit „WIR“ (Wilpoldsried, Innovativ, Richtungsweisend) deutschlandweit für Aufsehen.
„Das Motto unseres Energiemanagements lautet erstens Einsparen, zweitens Effizienz und drittens erneuerbare Energien“, erläuterte im Anschluss der Bürgermeister der Stadt Merkendorf, Hans Popp. Mit einer effektiven Standortpolitik hat Merkendorf sich in den letzten Jahren zum „Silicon Valley“ der erneuerbaren Energiebranche gemacht. Auch hier profitiert nicht nur das Klima, sondern Klimaschutz und Ökonomie kommen zusammen. Beispielsweise wurden durch Energieprojekte und Firmenansiedlungen 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.
„Wir dürfen nicht warten, bis sich Klimaeffekte unumkehrbar gewandelt haben“, erläuterte Diplomingenieur Martin Henßler das Konzept des Energiezentrums Wolpertshausen. Hier ist ein Forum entstanden für alle Themen rund um das Energiesparen, denn beim Energie-sparen ist für die Umwelt am meisten zu erreichen.
Forstwirt Dimitri Vedel präsentierte das Konzept des kleinen Ortes Mauenheim, des ersten Dorfes in Baden Württemberg, das seinen Energiebedarf vollständig aus heimischen erneuerbaren Energien herstellt.
Auf die zentrale Bedeutung von Austausch und Information verweist Hans-Peter Walz, der Vertreter der Bodenseeregion, die Gewinner des bundesweiten Wettbewerbs „Bioenergie-regionen“ geworden ist. „Netzwerke, die auf Veranstaltungen wie diesen entstehen können, sind äußerst wichtig für die erfolgreiche Arbeit vor Ort“, so Walz.
Und wie mit Klarheit und Konsequenz aus einem Nachteil ein handfester Vorteil gemacht werden kann, präsentierte Bürgermeister Alfred Pradel, der in seiner Gemeinde Dürbheim aus einen ehemaligen NATO-Militärgelände einen Energiepark entwickelt hat, der seinesgleichen sucht. Die zentralen Kriterien für den Erfolg aus seiner Sicht sind Durchhaltevermögen und eine gute Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, in seinem Fall mit dem Fraunhofer-Institut, das dort ein ideales Testgelände u.a. für Elektroautos, Elektrospeicher und Wechselrichter vorgefunden hat.
„Klimaschutz ist das TOP-Thema und Städte und Gemeinden sind in der Pflicht aktiv zu werden“, sagt VKL Vorstandmitglied und Organisator der Tagung, der Bürgermeister a.D. Klaus Köhle aus Aalen. Als Katholischer Verband sind wir der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet und das allein ist Grund genug, an diesem Thema dranzubleiben.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen